Fakten und Lösungen
Der AFOLU-Sektor (Agriculture, Forestry and Other Land Use – Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung) ist für etwa 13–22% aller weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Diese Bandbreite ergibt sich aus unterschiedlichen Berechnungsmethoden und berücksichtigt sowohl die direkte Landwirtschaft als auch Landnutzungsänderungen wie Entwaldung und Moorentwässerung.
Was ist im AFOLU-Sektor enthalten?
Direkte Landwirtschaft:
– Tierhaltung: Methan-Emissionen aus Verdauung und Gülle
– Pflanzenbau und Bodenbearbeitung: CO₂-Emissionen durch Pflügen und Bodenstörung
– Düngemittel: Lachgas (N₂O) aus mineralischer und organischer Düngung
– Reisanbau: Methan-Emissionen durch überflutete Felder
Landnutzung und Landnutzungsänderungen (LULUCF):
– Entwaldung und Waldumwandlung
– Moorentwässerung
– Landumwandlung für Ackerbau
– Forstwirtschaft
Die Aufschlüsselung der Emissionen
Die Aufschlüsselung der Emissionen
Nach Treibhausgasen:
CO₂: 68,5% der AFOLU-Emissionen (hauptsächlich aus Entwaldung und Bodenbearbeitung)
Methan (CH₄): Etwa 14,5% aus Tierhaltung und 7% aus Reisanbau
Lachgas (N₂O): 17% hauptsächlich aus Düngemitteln
Die größten Emissionsquellen:
Entwaldung: 45% aller AFOLU-Bruttoemissionen
Tierhaltung: 31% der direkten Agrar-Emissionen
Pflanzenbau: 27% der direkten Agrar-Emissionen
Pflügen und Bodenbearbeitung – Fakten statt Übertreibungen
Das Pflügen setzt CO₂ aus den Böden frei, aber die Emissionen sind nicht so hoch wie manche Schlagzeilen suggerieren. Wissenschaftlich belegt sind etwa 3 Tonnen CO₂ pro Hektar und Pflügung.
Globale intensiv gepflügte Fläche: 867 Millionen Hektar (ca. 54% der weltweiten Ackerfläche)
Globale CO₂-Emissionen durch Pflügen: etwa 2,6 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr – das entspricht rund 6% der weltweiten CO₂-Emissionen.
Der Rest der Ackerfläche wird unterschiedlich genutzt:
– No-Till und Reduced Tillage: In vielen Ländern wird bereits auf Pflügen verzichtet oder es wird reduziert. In Südamerika ist No-Till weit verbreitet (z.B. Argentinien 80%, Paraguay 90%, Uruguay 82%, Brasilien 50%). In den USA nutzen etwa 78% der Landwirte reduzierte oder keine Bodenbearbeitung. In Europa liegt der Anteil bei etwa 25%.
– Permanent Crops: 12% der Ackerfläche weltweit werden für Dauerkulturen wie Obst, Wein, Oliven oder Kaffee genutzt. Diese Flächen werden nicht gepflügt.
– Reisanbau: 10% der Ackerfläche weltweit sind Reisfelder, die überflutet werden und daher nicht gepflügt werden.
– Brache und temporäre Weiden: Ein Teil der Flächen liegt brach oder wird als Weide genutzt und ist nicht Teil der intensiven Bodenbearbeitung.
Moore – die unterschätzte CO₂-Bombe
Moore speichern mehr als 500 Gigatonnen Kohlenstoff – doppelt so viel wie alle Wälder der Welt zusammen. Werden sie entwässert, werden sie zu CO₂-Schleudern:
Entwässerte Moore weltweit: 2 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr
Anteil an den globalen Emissionen: 4%
Jährliche Zerstörung: 500.000 Hektar intakte Moore
Dramatische Bodenverluste und Degradation
52% aller Böden weltweit sind bereits degradiert
Bis 2050 könnten 90% aller Böden degradiert sein
Jährliche Bodenverluste: 12,34 Tonnen pro Hektar und Jahr
Kohlenstoffverluste: 218 kg Kohlenstoff pro Hektar und Jahr
Renaturierung – das globale Potenzial
115 Länder haben sich verpflichtet, bis 2030 eine Milliarde Hektar degradierte Flächen wiederherzustellen.
Potenzial der Renaturierung:
CO₂-Speicherung: 3–8 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr möglich
Wirtschaftlicher Nutzen: Bis zu 1,8 Billionen US-Dollar jährlich
Waldverluste 2024 – Fakten statt Übertreibungen
Globaler Waldverlust: 30 Millionen Hektar (neuer Rekord)
CO₂-Freisetzung durch Waldverluste: 3,1 Milliarden Tonnen CO₂
Tropische Regenwälder: 6,7 Millionen Hektar Primärwald zerstört
Zum Vergleich:
Um die jährliche CO₂-Bindung der 30 Millionen Hektar Primärwaldverlust auszugleichen, müssten 2,45 Milliarden Hektar Jungwald gepflanzt werden – das entspricht 17% der gesamten Landfläche der Erde. Das zeigt: Primärwaldschutz ist unersetzlich.
Die Situation in anderen Ländern und Regionen
Südamerika: Hohe No-Till-Adoption, aber auch große Entwaldung für Soja und Rinderhaltung.
Europa: Viele Böden sind durch intensive Landwirtschaft gefährdet. 23–44% der EU- und UK-Ackerflächen sind vom Verlust organischen Kohlenstoffs bedroht.
Afrika, Asien, Nordamerika: Große Unterschiede in der Landnutzung, aber überall ist der Trend zu nachhaltigeren Methoden erkennbar.
Deutschland: Landwirtschaft verursacht 53–54 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr, vor allem durch Tierhaltung und Düngemittel.
EU: Landwirtschaft trägt etwa 10,8% zu den Treibhausgas-Emissionen bei, LULUCF kann sogar als Senke wirken.
Lösungen und Ausblick
No-Till und Reduced Tillage: Reduzieren CO₂-Emissionen aus dem Boden deutlich.
Moorrenaturierung: Stoppt die Emission von 2 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr.
Schutz bestehender Primärwälder: Verhindert weitere 3,1 Milliarden Tonnen CO₂-Freisetzung.
Renaturierung degradierter Flächen: 3–8 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr Speicherpotenzial.
Landwirtschaft als Lösung: Nachhaltige Praktiken können bis 2050 ebenso viel CO₂ binden wie das Pflanzen neuer Wälder.
Fazit
Die Landwirtschaft und Landnutzung sind mit 13–22% der globalen Treibhausgas-Emissionen ein zentraler Faktor im Klimawandel. Das Pflügen trägt mit etwa 2,6 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr dazu bei, aber längst nicht alle Ackerflächen werden intensiv bearbeitet. Viele Länder setzen bereits auf nachhaltige Methoden wie No-Till, Moorrenaturierung und Waldschutz.
Nur wenn wir weltweit auf nachhaltige Landwirtschaft und den Schutz natürlicher CO₂-Speicher setzen, können wir den Klimawandel wirksam bekämpfen.
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Autor: Francesco del Orbe