– Warum wir jetzt handeln müssen
Das globale Problem: Wälder unter Druck
Wälder sind die grüne Lunge unseres Planeten, Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten und ein unverzichtbarer Schutzschild gegen die Klimakrise. Doch jedes Jahr verschwinden Millionen Hektar Wald – vor allem, um Platz für landwirtschaftliche Produkte wie Soja, Palmöl, Rindfleisch oder Kakao zu schaffen. Diese Rohstoffe landen zu einem erheblichen Teil in europäischen Supermärkten. Die Europäische Union zählt zu den Hauptimporteuren von Waren, deren Produktion direkt oder indirekt mit Entwaldung verbunden ist.
- Klimakrise: Wälder speichern riesige Mengen CO₂. Ihre Abholzung setzt Treibhausgase frei und beschleunigt die Erderwärmung.
- Artensterben: Über 80 % der landlebenden Arten sind auf intakte Wälder angewiesen. Mit jedem gerodeten Hektar verschwinden Lebensräume unwiederbringlich.
- Soziale Folgen: Viele indigene Gemeinschaften verlieren durch Entwaldung ihre Lebensgrundlage und werden verdrängt.
Die Notwendigkeit entwaldungsfreier Lieferketten
Die Zerstörung der Wälder ist kein Naturgesetz, sondern eine Folge globaler Handels- und Konsumgewohnheiten. Entwaldungsfreie Lieferketten sind daher ein zentrales Instrument, um:
- Klimaschutz und Biodiversität zu sichern
- Soziale Gerechtigkeit zu fördern
- Verantwortungsvollen Konsum zu ermöglichen
Nur wenn Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicherstellen, dass ihre Produkte nicht zur Entwaldung beitragen, kann echter Wandel gelingen. Das betrifft insbesondere Produkte wie Soja, Palmöl, Rindfleisch, Holz, Kakao, Kaffee und Gummi – und alle daraus hergestellten Waren.

Die Realität: Gesetze kommen, aber greifen zu langsam
Die EU hat mit der Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) einen wichtigen Schritt gemacht: Ab Ende 2025 dürfen bestimmte Produkte nur noch dann in der EU verkauft werden, wenn sie nachweislich nicht von entwaldeten Flächen stammen. Unternehmen müssen ihre Lieferketten transparent machen und die Herkunft ihrer Waren dokumentieren.
Doch die Umsetzung ist schleppend:
- Fristen wurden bereits verschoben, weil zentrale IT-Systeme, Leitfäden und Ländereinstufungen erst 2024/25 fertig wurden.
- Unternehmen kämpfen mit der Integration von Geodaten, fehlenden Ressourcen und Unsicherheiten in der praktischen Anwendung.
- Kleine Produzenten drohen abgehängt zu werden, weil sie die Anforderungen kaum erfüllen können.
- Politischer Gegenwind wächst – einige EU-Staaten fordern weitere Ausnahmen und Erleichterungen.
Was wirklich gebraucht wird: Konsequenz und Transparenz für alle
Es reicht nicht, auf langsam greifende Gesetze zu warten. Die Verantwortung darf nicht allein auf Unternehmen oder Behörden abgewälzt werden – letztlich sind es die Menschen, die mit ihrem Konsum und ihren Entscheidungen den Unterschied machen.
Was jetzt zu tun ist:
- Klare, einfache Kennzeichnungspflicht im Handel: Alle Produkte, die nicht nachweislich entwaldungsfrei sind, müssen im Handel deutlich und unübersehbar markiert werden. Nur so können Verbraucher*innen bewusste Entscheidungen treffen.
- Stopp für Importe aus Entwaldung: Produkte, die auf Kosten der Wälder produziert wurden, dürfen nicht länger in die EU gelangen.
- Starke Kontrolle und Transparenz: Öffentliche Datenbanken und digitale Rückverfolgbarkeit müssen Standard werden – für volle Transparenz vom Ursprung bis ins Supermarktregal.
- Förderung nachhaltiger Alternativen:
Unternehmen, die entwaldungsfreie Lieferketten nachweisen, sollten durch Anreize und Sichtbarkeit belohnt werden.
Fazit: Wandel braucht Mut – und klare Zeichen im Alltag
Regelungen wie die EUDR sind wichtige Schritte, kommen aber wie so oft zu spät und greifen zu langsam. Es bleibt abzuwarten, ob sie wirklich konsequent umgesetzt werden und ob Unternehmen die Chancen erkennen, die in echter Nachhaltigkeit liegen. Am Ende liegt die Verantwortung aber bei uns allen: Wir müssen als Gesellschaft einfordern, dass Produkte aus Entwaldung klar gekennzeichnet werden – und dass Importe, die Wälder zerstören, gestoppt werden. Nur so können wir den Schutz der Wälder von einer Vision zu einer gelebten Realität machen.
Autor: Francesco del Orbe 🌍 Hüter der Erde


