– weltweite Einsatzgebiete zur Müllreduzierung
Algenverpackungen bieten bereits heute konkrete Lösungen für die größten Müllprobleme weltweit – von Fastfood-Ketten bis hin zu Festivals und Sportstadien.
Die Recherche zeigt, dass zahlreiche Unternehmen bereits Tests durchführen und erste Produkte am Markt etablieren. Aber – ich nehme es vorweg: keines der Unternehmen nimmt das Problem wirklich ernst und will sich damit Marktvorteile verschaffen.
Fastfood-Industrie: Vorreiter der Algen-Revolution
- McDonald’s setzt sich zum Ziel, bis 2025 weltweit nur noch Verpackungsmaterial aus erneuerbaren, recycelten oder zertifizierten Quellen zu nutzen und sämtliche Verkaufsverpackungen wiederzuverwerten. In Deutschland bestehen bereits 70% der Produktverpackungen aus Recyclingfasern.
- Burger King hat angekündigt, PFAS-Chemikalien aus seinen Verpackungen bis spätestens 2025 zu verbannen. Der Konzern gehört zu den 27.000 Restaurants weltweit, die von dieser Initiative betroffen sind.
- Yum China (Betreiber von KFC und Pizza Hut) verspricht, die Verwendung schädlicher Kunststoffverpackungen um fast ein Drittel zu reduzieren, durch Umstellung auf Papierstrohhalme und biologisch abbaubare Verpackungen.
Konkrete Algen-Projekte in der Praxis
Nordsee-Kooperation: Die Fast-Food-Kette entwickelt zusammen mit der Hochschule Bremerhaven und dem Alfred-Wegener-Institut essbare Verpackungen aus Algen. Das Forschungsprojekt “Mak-Pak” soll bis 2025 einen funktionsfähigen Prototyp für Salate und Fischbrötchen bereitstellen.
Just Eat hat die “weltweit erste” biologisch abbaubare Seegras-Takeaway-Box entwickelt. Die Box ist vollständig recycelbar und kann in vier Wochen in einem Heimkompost zersetzt werden. Sie wird mit drei Restaurantpartnern in London getestet und soll etwa 3.600 Plastikboxen aus dem Abfallstrom entfernen.
Sportstadien und Großveranstaltungen
Massive Müllmengen bei Events
Große Sportveranstaltungen können bis zu 750.000 Plastikflaschen pro Event generieren. Ein typisches NFL-Spiel erzeugt etwa 35 Tonnen Abfall, bei Super Bowl-Spielen kann dies um bis zu 50% steigen.
Notpla hat bereits bei Sportveranstaltungen Erfolge erzielt: Beim London-Marathon 2019 wurden 36.000 Sportgetränk-Kapseln auf Mile 23 verteilt. Der Vertrag mit Levy UK & Ireland wird über die nächsten drei Jahre geschätzte 75 Millionen Artikel aus Notplas Seegras-basierter, biologisch abbaubarer Lebensmittelverpackung umfassen.
Festivals und Konzerte: Höchstes Littering-Risiko
Dramatische Müllberge bei Festivals
In den USA erzeugen große Festivals wie Coachella, Stagecoach und Desert Trip rund 100 Tonnen festen Abfall pro Festivaltag. In Großbritannien produzieren über 3 Millionen Festival-Besucher jährlich rund 23.500 Tonnen Abfall.
Das Glastonbury Festival hat 2019 Plastikwasserflaschen verboten – die Besucher verwendeten 2017 allein 1,3 Millionen Flaschen. 2023 erweiterte das Festival sein Engagement durch das Verbot aller Einwegkunststoffe.

Erfolgreiche Pilotprojekte
Das Bonnaroo Music and Arts Festival ermöglichte Besuchern den Kauf von Edelstahl-Wasserflaschen und Bechern mit 1-Dollar-Rabatt für jeden weiteren Bierkauf. Kostenlose Wasserstationen reduzierten zusätzlich den Plastikverbrauch.
Flughäfen und Bahnhöfe: Kontrolliertes Umfeld
Flughäfen haben strenge Sicherheitsbestimmungen für mitgebrachte Lebensmittel. Erlaubt sind feste Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Brötchen, Müsliriegel, Nüsse, Chips und Schokolade, solange sie hygienisch verpackt sind. Verboten sind flüssige Lebensmittel wie Suppen, Smoothies oder Joghurts.
Diese kontrollierten Umgebungen bieten ideale Testmöglichkeiten für Algenverpackungen, da die Entsorgung überwacht wird und weniger Littering-Risiko besteht.
Freizeitparks: Massive Mengen, kontrollierte Entsorgung
Disney’s Herausforderungen
Disney World in Orlando empfängt täglich etwa 160.000 Gäste, das sind über 58,4 Millionen pro Jahr. Das entspricht 25.000 Tonnen Abfall täglich, bestehend aus Lebensmittelresten, Verpackungen, Flaschen, Dosen und weggeworfenen Accessoires.
Disney hat bereits Fortschritte gemacht: Über 140 Tonnen Plastik- oder Aluminium-Getränkebehälter, 310 Tonnen Glas und mehr als 2.015 Tonnen Karton werden jährlich recycelt. 2021 kompostierte Disney World 15 Millionen Pfund unbrauchbare Lebensmittelreste.
Kantinen und Bildungseinrichtungen
Universitäten und Schulen als Testfelder
Amerikanische Colleges und Universitäten erzeugen jährlich etwa 22 Millionen Pfund Lebensmittelabfall. Rund 42% des täglichen Abfalls öffentlicher Schulen in den USA (etwa 14.500 Tonnen täglich) besteht aus Lebensmittelverpackungen.
BioPak arbeitet bereits mit Schulen und Universitäten zusammen. Ein durchschnittlicher Kantinenbetreiber könnte durch den Wechsel zu BioPak-Bechern, Zuckerrohr-Schalen und Holzbesteck pro Jahr 15 Tonnen CO₂ einsparen, 5 Tonnen Plastik vermeiden und 4 Tonnen Kompost erzeugen.
Krankenhäuser: Hygienische Herausforderungen
Sichere Wiederverwendung möglich
Eine australische Krankenhaus-Studie zeigte, dass 1.768 verpackte Lebensmittel pro Tag gesammelt werden können, was 6.613 kg pro Jahr entspricht. Diese würden 19 Tonnen Treibhausgase pro Jahr produzieren, wenn sie auf Deponien entsorgt würden.
Relevo bietet bereits über 100 Krankenhausstandorte in Deutschland ein pfandfreies Mehrwegsystem an. Die Verpackungen sind spülmaschinen- und mikrowellensicher, BPA-frei, auslaufsicher und bruchsicher.
E-Commerce und Versandverpackungen
Amazon’s massive Reichweite
51% aller Versandverpackungen in den USA und Kanada bestehen aus flexiblen Materialien. Amazon hat bereits 13 Fulfillment-Center in den USA und Kanada umgestellt und verwendet AI zur Optimierung von Kartongrößen.
Sway testet bereits seine Seegras-Verpackungen mit großen Marken wie J.Crew und Burton. Die Verpackungen sind binnen 180 Tagen biologisch abbaubar und können in jeden Kompostbehälter entsorgt werden.
Coffee-Shops: Tägliche Millionen von Bechern
Starbucks’ Durchbruch
Starbucks hat in Europa neue kompostierbare und recycelbare Becher eingeführt. Die Becher verwenden eine mineralbasierte Beschichtung anstelle von Plastik und sind zu Hause kompostierbar und weithin recycelbar.
Die NextGen Cup Challenge von Starbucks investierte 10 Millionen Dollar in die Entwicklung umweltfreundlicherer Kaffeebecher.
Besonders problematische Bereiche
Zigarettenstummel: Das unterschätzte Problem
Weltweit werden jährlich 4,5 Billionen Zigarettenstummel weggeworfen. Die Universität Pisa forscht an der Verwendung von Zigarettenfiltern als Substrat für Pflanzenzucht und testet verschiedene Algenarten zur Dekontamination der dabei entstehenden Abfälle.
Autobahnraststätten und Baustellten
Konstruktions- und Abbruchabfälle machen bis zu 40% des globalen Abfallstroms aus. Etwa 30% der Baustellenabfälle bestehen aus Verpackungsmaterialien wie Kartons, Plastikfolien, Paletten und Holzkisten.
Fazit: Riesiges Potenzial für sofortige Umsetzung
Die Recherche zeigt, dass Algenverpackungen nicht mehr nur Zukunftsmusik sind, sondern bereits in zahlreichen Bereichen getestet und eingesetzt werden. Besonders vielversprechend sind Einsatzgebiete mit hohem Littering-Risiko, da selbst unsachgemäß entsorgte Algenverpackungen binnen Monaten verschwinden statt jahrhundertelang die Umwelt zu belasten.
Prioritäre Einsatzgebiete basierend auf Müllvolumen und Littering-Risiko:
1. Festivals und Outdoor-Events – höchstes Littering-Risiko, bereits Pilotprojekte
2. Fastfood-Ketten – massive Mengen, Tests bereits laufend
3. Take-away-Restaurants – größter Markt, hohe Nachfrage
4. Sportstadien – Notpla bereits erfolgreich im Einsatz
5. Autobahnraststätten – hohes Littering-Risiko, große Mengen
Die Kombination aus bereits verfügbarer Technologie, laufenden Pilotprojekten und dem dringenden Bedarf macht Algenverpackungen zu einer sofort umsetzbaren Lösung für das globale Plastikproblem – besonders für all jene Verpackungen, die achtlos in die Umwelt gelangen.
Die brutale Wahrheit: Nur 3-5 echte Erfolgsgeschichten bei tausenden von Pilotprojekten weltweit. Nach der umfassenden Recherche zu hunderten Algen-Verpackungsansätzen weltweit zeigt sich ein klares Bild: Während alle experimentieren und forschen, haben nur wenige Unternehmen tatsächlich skalierbare, profitable Lösungen entwickelt. Und diese Gleichgültigkeit gehört sofort verboten. Die Unternehmen und alle Litteringanbieter sind zu verpflichten Ihre Müllemission sofort umzustellen und bis 2028 vollständig auf Algen- oder alternative regenerative Verpackungen umzustellen.
Das wäre mal eine Herausforderung für uns alle – und konsequent dann auch die Fastfoodketten zu boykottieren, die noch mit Plastik hantieren.
Autor: Francesco del Orbe 🌍 Hüter der Erde


