– was sind das und wieso befinden wir uns in einem Hochrisikobereich?
Die dramatische Wahrheit: Sechs von neun planetaren Grenzen sind bereits überschritten. Die Menschheit hat den sicheren Handlungsraum verlassen und befindet sich im gefährlichen Hochrisikobereich für unser Erdsystem.
Was sind planetare Grenzen?
Das Konzept der planetaren Grenzen wurde 2009 von einer internationalen Gruppe von 29 Wissenschaftlern unter Leitung von Johan Rockström entwickelt. Diese neun kritischen Erdsystemprozesse regulieren die Stabilität und Widerstandsfähigkeit unseres Planeten. Werden diese Grenzen überschritten, steigt das Risiko für schwerwiegende und möglicherweise irreversible Umweltveränderungen dramatisch an.
Die planetaren Grenzen funktionieren wie ein “Gesundheitscheck für die Erde”. Katherine Richardson von der Universität Kopenhagen, Hauptautorin der 2023-Studie, erklärt: “Wir können uns die Erde als einen menschlichen Körper vorstellen und die planetaren Grenzen als eine Form des Blutdrucks. Ein Blutdruck von über 120/80 bedeutet zwar nicht, dass ein sofortiger Herzinfarkt droht, aber er erhöht das Risiko”.
Die Länge der Wedges symbolisiert, wie der aktuelle Zustand des entsprechenden Prozesses ist, und zwar in Bezug auf den Abstand zur Planetaren Grenze (Ende des grünen Bereiches) und dem holozänartigen Basiswert (Ursprung des Diagramms). Die Farbe symbolisiert, mit welchen Risiken das jeweils verbunden ist. So kann zum Besipiel ein Wedge sehr lang sein, weil sich der gegenwärtige Zustand schon sehr weit von Planetarer Grenze und Holozän entfernt hat. Aber er ist vielleicht trotzdem noch nicht lila, weil das in diesem speziellen Fall noch nicht mit sehr großen Risiken verbunden ist. In anderen Fällen ergibt sich bereits bei einer “kleinen” Überschreitung (kurzes Wedge) ein großes Risiko: Dann wechselt die Farbe weiter innen bereits zu Lila.
Die dramatische Entwicklung: Von 3 auf 6 überschrittene Grenzen
Die wissenschaftliche Entwicklung zeigt eine erschreckende Beschleunigung:
- 2009: 3 von 9 Grenzen überschritten
- 2015: 4 von 9 Grenzen überschritten
- 2023: 6 von 9 Grenzen überschritten
Zum ersten Mal konnten 2023 alle neun planetaren Grenzen vollständig quantifiziert werden – und das Ergebnis ist alarmierend.
Die drei Grenzen im Hochrisikobereich
Drei planetare Grenzen befinden sich bereits im gefährlichen Hochrisikobereich:
1. Klimawandel
- CO² – Konzentration: 417 ppm (Grenze: 350 ppm)
- Strahlungsantrieb: +2,91 W⋅m⁻² – fast das Dreifache der Grenze von +1,0 W⋅m⁻²
2. Integrität der Biosphäre
- Aussterberate: Über 100 E/MSY (Grenze: 10 E/MSY)
- Von geschätzten 8 Millionen Pflanzen- und Tierarten ist etwa 1 Million vom Aussterben bedroht
3. Biogeochemische Kreisläufe
- Stickstoffeintrag: 190 Tg/Jahr – mehr als das Dreifache der Grenze von 62 Tg/Jahr
- Phosphor: Sowohl global als auch regional deutlich überschritten
Die drei weiteren überschrittenen Grenzen
In der Zone zunehmenden Risikos befinden sich:
4. Landnutzungsänderung
- Nur noch 60% der ursprünglichen globalen Waldfläche sind erhalten (Grenze: 75%)
5. Süßwassersysteme
- Sowohl “blaues” (Oberflächen-/Grundwasser) als auch “grünes” Wasser (Bodenfeuchtigkeit) sind überschritten
6. Neuartige Substanzen
- Chemikalien, Mikroplastik, genetisch modifizierte Organismen und Atommüll – die Produktion und Freisetzung liegt weit über den Kapazitäten zur Bewertung
Die drei noch sicheren Bereiche
- Stratosphärischer Ozonabbau: Erfolgsgeschichte durch das Montreal-Protokoll
- Versauerung der Ozeane: Noch sicher, aber die Grenze wird schnell erreicht
- Atmosphärische Aerosolbelastung: Global noch im sicheren Bereich
Die wichtigste Botschaft: CO₂ in den Griff bekommen
Das Allerwichtigste ist es, dass wir das CO₂ in den Griff bekommen und den Planeten abkühlen! Der Klimawandel ist eine der drei kritischsten planetaren Grenzen und wirkt als Verstärker für alle anderen planetaren Grenzen. Er kann eine Kaskade von Umweltveränderungen auslösen, die unumkehrbar sind.
Werde klimapositiv und mache einen grünen Earthprint
Klimapositiv werden bedeutet mehr als nur klimaneutral zu sein – es bedeutet, aktiv mehr CO₂ aus der Atmosphäre zu entfernen, als man verursacht. Ein grüner Earthprint ist dein positiver Fußabdruck auf diesem Planeten, bei dem du nicht nur keinen Schaden anrichtest, sondern aktiv eine bessere Welt hinterlässt.
Praktische Schritte für deinen grünen Earthprint:
- Vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien
- Energieeffiziente Technologien implementieren
- Nachhaltige Mobilität fördern
- Aufforstungsprojekte unterstützen
- Kreislaufwirtschaft etablieren
Werde zum Hüter der Erde
Als Hüter der Erde übernimmst du die Verantwortung für unseren Planeten10. Dieses Konzept stammt aus den Weisheitstraditionen indigener Völker, die sich seit Jahrtausenden als Beschützer des Planeten verstehen.
Die Erfolgsgeschichte der Ozonschicht zeigt: Globale Zusammenarbeit kann planetare Grenzen wieder in den sicheren Bereich bringen! Durch das Montreal-Protokoll von 1987 erholt sich die Ozonschicht stetig und beweist, dass eine Rückkehr in den sicheren Handlungsraum möglich ist.
Der jährliche Planetary Health Check
Seit 2024 erstellt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung jährlich einen “Planetary Health Check”, um kontinuierlich über den Zustand der Erde zu informieren und die Zeit zwischen umfassenden Bewertungen zu verkürzen.
Fazit: Handeln ist JETZT gefordert
Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, warnt eindringlich: “Wir wissen nicht, wie lange wir entscheidende Grenzen derart überschreiten können, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führen”.
Die Botschaft ist klar: Sechs von neun planetaren Grenzen sind überschritten, drei davon im gefährlichen Hochrisikobereich. Die Widerstandsfähigkeit des Planeten schwindet, aber es ist noch nicht zu spät für entschlossenes Handeln.
Stell um – werde klimapositiv – mach einen grünen Earthprint – werde zum Hüter der Erde! Die Zeit für halbherzige Maßnahmen ist vorbei. Die Zeit des entschlossenen Handelns ist JETZT!
Autor: Francesco del Orbe 🌍 Hüter der Erde
